Gugel Bastian und der „Arme Konrad von Bühl“
„Mer derf nit alles wellen liden. Mer mueß dene Herrschafte zu Baden zeigen, wo der Barthel de Most holt! Mir wellent nit im Graben fronen, mir welle uff em rechte Weg die Matte als gemein Viehweid nutzen um den Zins, wo sie der Herrschaft jetzund abwirf“
Im Jahre 1514 spielt sich in Altschweier Folgendes ab:
Der Steinmetz Bastian Gugel begehrt gegen die neuen Gesetze der badischen Obrigkeit auf.
Aus Protest kommt er zu spät zur Fronarbeit, wird vom Viermann deswegen zurecht gewiesen , worauf es zwischen beiden zu einer heftigen Auseinandersetzung kommt.
Einige Tage später zieht Bastian Gugel mit einem Haufen von 62 Gleichgesinnten zum Vogt. Anschließend geht es mit Trommeln und Pfeifen im Bühler Gerichtsstab umher, man bemüht sich, weitere Anhänger zu gewinnen, die „neu Ordnung abzutun“. Am selben Abend treffen sich alle auf der Hessenbach (heute in etwa der Hessensteg, Gelände im Übergang zwischen Altschweier und Bühl)
Bastians Forderungen:
- Abschaffung der erhöhten Zölle für Frucht und Wein, die Missbräuche des Ruggerichts, des Hegens von Wild und Wald und des überfordernden Frondienstes.
- Jeder, in dessen Reben das Wild Schaden angerichtet habe, solle das Recht haben zu scheuchen, schießen oder fangen und das Wildbret für sich behalten.
- Auch solle die Verordnung, dass ein Eheweib Ihren Mann nicht beerben darf, wieder abgeschafft werden.
- Und es sollte jeder, dessen Frau guter Hoffnung war, Fische aus dem Bach holen dürfen.
Einen Tag später, am 12.07.1514, kommt es zu weiteren Protesten. Es gelingt dem Gugel Bastian allerdings nicht, die breite Masse der Bevölkerung hinter sich zu versammeln. Im Gegenteil, die Unterstützung bröckelt, manche Mitstreiter wenden sich aus Angst vor der Obrigkeit ab. Am 15.07.1514 besetzen markgräfliche Truppen Bühl und Bastian Gugel flieht nach Freiburg. Dort wird er am 04.08.1514 verhaftet, am 27.08.1514 gestand er den ihm zu Last gelegten Aufruhr nach peinlichem Verhör und Folter.
Der Bauernaufstand unter Gugel Bastian endet am 05.10.1514 mit seinem Tod durch Enthauptung („Hopt abslagen“).
Anmerkung:
Anklage und Prozess gegen Bastian Gugel verlaufen wohl alles andere als fair – das Geständnis erfolgt unter der Folter und das Todesurteil scheint auch nach damaliger Rechtsauffassung ein konstruiertes Urteil.
Es ist während des Aufstandes in Bühl niemand verletzt worden. Auch die Obrigkeit hatten keinen nennenswerten Schaden erlitten. Hier hat man allem Anschein nach ein Exempel statuieren wollen. Der Aufstand dagegen offenbart viele Missstände der damaligen Zeit.
Rudi Seibicke (1. Vorsitzender des Heimat- und Verkehrsvereins Altschweier e.V., heute Altschwierer Heimatfreunde e.V.) verfasst 1994 ein Theaterstück über diesen Aufstand und die letzten Tage des Altschwierer Revoluzzers, dass 1994 „auf der Unter“ uraufgeführt wird und 2015 zur 750-Jahrfeier unter professioneller Regie eine fulminante Neuaufführung erlebt.